Statement des Künstlers

"Rayim-Bek"

Draussen ist es noch dunkel, während Rayim-Bek aufsteht, um die Tiere zu versorgen: Schafe, Ziegen, eine Handvoll Kühe, zwei Esel, ein paar versprengte Hühner. Und natürlich die Pferde. Er liebt sein Pferd über alles. Wie jeder Kirgise. Irys räumt erst unser Nachtlager weg, um dann das Frühstück zuzubereiten. Der gemauerte Raum misst drei mal fünf Meter: ein Ofen mit Kochnische, ein Tisch, eine Lampe, ein Fenster, daneben die Tür. Hinter der Wand ein kleiner Stall für die Ziegen. Draussen bewachen zwei Hunde das mit rostigem Draht umzäunte Geviert der Schafe. Die Wölfe sind zur Plage geworden. Das Leben ist äusserst karg. Kein fliessendes Wasser, kein Strom. Telefonate sind nur oben auf dem Bergkamm möglich. Das Wetter wechselt zwischen Schneesturm, Regen und Sonne. Ich bin während fünf Tagen zu Gast und begleite den Schäfer bei seiner Arbeit – hier oben im zentralasiatischen Hochgebirge des Tianshan, im Süden Kirgisistans. Wir schreiben das Jahr 2022. Der Frühling kam heuer viel zu früh.

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