Anne Gabriel-Jürgens "And When You Look Closely"
- Seit jeher markieren die Küsten nicht nur die Grenze zwischen Wasser und Land. Die Verflechtung zweier völlig unterschiedlicher Ökosysteme hat eine besondere Vielfalt an geologischen Strukturen, Flora und Fauna hervorgebracht. In den Küstengebieten
haben sich auch eigene Kulturräume entwickelt, die durch sozial unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Lebensformen wie Fischerei, Tourismus, Seefahrt, Strandpromenaden und Luxusvillen geprägt sind. Im Rahmen der jüngsten kulturellen
und wirtschaftlichen Entwicklungen sind diese Zwischenräume jedoch auch durch Überfischung, Massentourismus, Raubbau an den Ressourcen und Profitgier gekennzeichnet. In diesen Gebieten haben sich natürlich ineinandergreifende Ökosysteme
mit einer besonders schwierigen Vielfalt an Flora und Fauna entwickelt. Gerade dort machen sich die Auswirkungen der äußeren Veränderungen früher bemerkbar: Pflanzenarten verschwinden, Tierarten sterben aus, Organismen und Sedimente nehmen
schwer abbaubare Stoffe auf, Stürme werden heftiger und häufiger, der Meeresspiegel steigt. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird fast die Hälfte aller Strände verschwunden sein. Diese Zerstörung ist jedoch oft nicht auf den ersten Blick
sichtbar: Nach wie vor romantisieren wir diese Orte nach unseren eingefahrenen Idealen von vermeintlichen Erholungsparadiesen, in denen wir am Strand chillen und frischen Fisch essen wollen. Doch bei genauerem Hinsehen werden die Folgen
der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte bereits deutlich: Ohne künstliche Aufschüttungen und das mühsame Einsammeln des angeschwemmten Mülls würden diese Traumstrände kaum existieren. Der frische Fisch ist oft mit Mikroplastik und Schwermetallen
belastet.